Klimagerechtigkeit

Slogan „Klimapolitik ist Friedenspolitik – Klimagerechtigkeit jetzt!“
Slogan „Kids want climate justice“ („Kinder wollen Klimagerechtigkeit“)

Klimagerechtigkeit ist ein normatives Konzept und Teil der Umweltgerechtigkeit, das den gegenwärtigen menschengemachten Klimawandel als ein ethisches und politisches Problem betrachtet, anstatt lediglich als eine Umwelt- und technische Herausforderung. Klimagerechtigkeit hat mehrere Dimensionen, sie kann global, zwischen Generationen und innerhalb von Gesellschaften betrachtet werden.[1]

Globale Klimagerechtigkeit soll dafür sorgen, dass die heute ungleiche Verteilung der Folgen der globalen Erwärmung unter Berücksichtigung des Verursacherprinzips ausgeglichen wird, da jene Bevölkerungsgruppen (mehrheitlich im globalen Süden), die am wenigsten zum Klimawandel beitragen, oftmals am stärksten und ungeschütztesten unter seinen Folgen zu leiden haben.[2][3] Ziel dieses Ansatzes ist es unter anderem, den zur globalen Erwärmung führenden Ausstoß von Treibhausgasen nicht nur unter Berücksichtigung historischer Emissionen auf alle Menschen weltweit anteilig aufzuteilen, sondern die Auswirkungen des Klimawandels mit Konzepten der Gerechtigkeit in Verbindung zu bringen, insbesondere mit sozialer Gerechtigkeit, indem Themen wie Gleichheit, Menschenrechte und kollektive Rechte für den Klimawandel untersucht werden.

Auf innergesellschaftlicher Ebene spielt die unterschiedliche Lebenswirklichkeit von Menschen eine Rolle, die es zu berücksichtigen gilt. Beispiele sind hier das Vorhandensein von klimafreundlichen Alternativen oder die unterschiedlichen finanziellen Auswirkung von umfangreichen CO2-Bepreisungen auf unterschiedliche Bevölkerungsschichten, welche bspw. durch einen CO2-Preis mit Klimaprämie ausgeglichen werden können. Der Deutsche Ethikrat veröffentlichte 2024 eine Stellungnahme zur Klimagerechtigkeit.[4][1]

Die Klimagerechtigkeitsbewegung betrachtet den Klimawandel dabei als Folge sozialer Ungleichheit und eines globalen Wirtschaftssystems, das dauerndes Wachstum als unabdingbar ansieht.[5][6] Ein besonderer Fokus wird dabei auf das Konzept der MAPA (Most Affected People and Areas) gelegt[7], denn es wird angenommen, dass auf globaler Ebene bestimmte Gruppen wie Frauen, BIPOC[8], junge, ältere und ärmere Menschen überproportional vom Klimawandel betroffenen sind.[9] Insbesondere durch den Aufstieg von Graswurzelbewegungen wie Fridays for Future, Ende Gelände oder Extinction Rebellion gewann die Verbindung dieser Gruppen im Rahmen der Klimagerechtigkeit an Bedeutung.[10] Darüber hinaus wird argumentiert, dass eine unzureichende Berücksichtigung der sozialen Auswirkungen der Strukturwandel zu tiefgreifenden wirtschaftlichen und sozialen Spannungen führen und die notwendigen Veränderungen verzögern könnte,[11] während Wege, die die Treibhausgasemissionen auf sozial gerechte Weise reduzieren – ein so genannter 'gerechter Übergang'[12][13] – möglich und vorzuziehen sind, besser mit gegenwärtigen Menschenrechten übereinstimmen, fairer und ethischer und möglicherweise effektiver sind.[14][15][16]

  1. a b Ethikrat bleibt unkonkret. In: Klimareporter. 13. März 2024, abgerufen am 14. März 2024 (deutsch).
  2. Siehe z. B. Theodor Rathgeber, Hrsg. Heinrich-Böll-Stiftung, Berlin 2009, boell.de: Klimawandel verletzt Menschenrechte, S. 32: „An mehreren Stellen war bereits von „besonders gefährdeten Bevölkerungsgruppen“ die Rede. Es gibt dazu keine abschließende Definition, aber im Kontext Klimawandel zählen dazu u. a. Nomaden, familienwirtschaftende Fischer, Regen- und Wanderfeldbauern, Subsistenzbauern, Slumbewohner, marginalisierte Bewohner in Flussregionen und an Küsten, Angehörige indigener Völker und ethnischer Minderheiten, Menschen mit Behinderungen, Frauen, Kinder und Senioren, soweit sie unmittelbar dem Wetterrisiko ausgesetzt sind und nur geringe eigene Mittel zur Verfügung haben, sich an das veränderte Klima anzupassen.“
  3. Noah S. Diffenbaugh, Marshall Burke: Global warming has increased global economic inequality. In: PNAS - Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America. Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America, 14. Mai 2019, abgerufen am 24. November 2020 (englisch).
  4. Veröffentlichung der Stellungnahme „Klimagerechtigkeit“. 13. März 2024, abgerufen am 14. März 2024.
  5. Sandy Hildebrandt: Was ist Klimagerechtigkeit? In: 350.org. 350.org, 11. Februar 2016, abgerufen am 24. November 2020.
  6. Hendrik Sander: DIE KLIMAGERECHTIGKEITSBEWEGUNG IN DEUTSCHLAND ENTWICKLUNG UND PERSPEKTIVEN. (PDF) In: Die Klimagerechtigkeits-Bewegung in Deutschland Entwicklung und Perspektiven. Studie von Hendrik Sander. Rosa-Luxemburg-Stiftung, November 2016, abgerufen am 24. November 2020.
  7. Mitzi Jonelle Tan, Disha A Ravi, Laura Veronica Muñoz, Eyal Weintraub, Nicole Becker, Kevin Mtai: As young people, we urge financial institutions to stop financing fossil fuels. In: Climate Home News. 9. November 2020, abgerufen am 24. November 2020.
  8. Marina Strasser: Was hat Klimaschutz mit Rassismus zu tun? Klimareporter.in, 14. Juni 2020, abgerufen am 24. November 2020.
  9. Almut Arneth (Germany), Humberto Barbosa (Brazil), Tim Benton (United Kingdom), Katherine Calvin (The United States of America), Eduardo Calvo (Peru), Sarah Connors (United Kingdom), Annette Cowie (Australia), Edouard Davin (France/Switzerland), Fatima Denton (The Gambia), Renée van Diemen (The Netherlands/United Kingdom), Fatima Driouech (Morocco), Aziz Elbehri (Morocco), Jason Evans (Australia), Marion Ferrat (France), Jordan Harold (United Kingdom), Eamon Haughey (Ireland), Mario Herrero (Australia/Costa Rica), Joanna House (United Kingdom), Mark Howden (Australia), Margot Hurlbert (Canada), Gensuo Jia (China), Tom Gabriel Johansen (Norway), Jagdish Krishnaswamy (India), Werner Kurz (Canada), Christopher Lennard (South Africa), Soojeong Myeong (Republic of Korea); Nagmeldin Mahmoud (Sudan), Valérie MassonDelmotte (France), Cheikh Mbow (Senegal), Pamela McElwee (The United States of America), Alisher Mirzabaev (Germany/Uzbekistan), Angela Morelli (Norway/Italy), Wilfran Moufouma-Okia (France), Dalila Nedjraoui (Algeria), Suvadip Neogi (India), Johnson Nkem (Cameroon), Nathalie De Noblet-Ducoudré (France), Lennart Olsson (Sweden), Minal Pathak (India), Jan Petzold (Germany), Ramón Pichs-Madruga (Cuba), Elvira Poloczanska (United Kingdom/Australia), Alexander Popp (Germany), Hans-Otto Pörtner (Germany), Joana Portugal Pereira (United Kingdom), Prajal Pradhan (Nepal/Germany), Andy Reisinger (New Zealand), Debra C. Roberts (South Africa), Cynthia Rosenzweig (The United States of America), Mark Rounsevell (United Kingdom/Germany), Elena Shevliakova (The United States of America), Priyadarshi Shukla (India), Jim Skea (United Kingdom), Raphael Slade (United Kingdom), Pete Smith (United Kingdom), Youba Sokona (Mali), Denis Jean Sonwa (Cameroon), Jean-Francois Soussana (France), Francesco Tubiello (The United States of America/Italy), Louis Verchot (The United States of America/Colombia), Koko Warner (The United States of America/Germany), Nora Weyer (Germany), Jianguo Wu (China), Noureddine Yassaa (Algeria), Panmao Zhai (China), Zinta Zommers (Latvia).: IPCC Special Report on Climate Change, Desertification, Land Degradation, Sustainable Land Management, Food Security, and Greenhouse gas fluxes in Terrestrial Ecosystems Summary for Policymakers Approved Draft. (PDF) ipcc - intergovernmental panel on climate change, 7. August 2019, abgerufen am 24. November 2020 (englisch).
  10. Selbstreflexion - Ende Gelände. In: www.ende-gelaende.org. Abgerufen am 24. November 2020.
  11. Meliassa Powers: Energy transition: reforming social metabolism. In: Research Handbook on Global Climate Constitutionalism. 4. Dezember 2019.
  12. Peter Newell, Dustin Mulvaney: The political economy of the ‘just transition’. In: The Geographical Journal. 179. Jahrgang, Nr. 2, 2013, ISSN 1475-4959, S. 132–140, doi:10.1111/geoj.12008 (englisch).
  13. David Ciplet, Jill Lindsey Harrison: Transition tensions: mapping conflicts in movements for a just and sustainable transition. In: Environmental Politics. 29. Jahrgang, Nr. 3, 15. April 2020, ISSN 0964-4016, S. 435–456, doi:10.1080/09644016.2019.1595883. Vorlage:Cite journal: Der Parameter language wurde bei wahrscheinlich fremdsprachiger Quelle nicht angegeben.
  14. Five ways to achieve climate justice. The Guardian, 12. Januar 2015, abgerufen am 29. Oktober 2021 (englisch).
  15. Corina McKendry: Participation, Power and the Politics of Multiscalar Climate Justice. In: The WSPC Reference on Natural Resources and Environmental Policy in the Era of Global Change. WORLD SCIENTIFIC, 15. November 2016, S. 393–413, doi:10.1142/9789813208162_0017. Vorlage:Cite journal: Der Parameter language wurde bei wahrscheinlich fremdsprachiger Quelle nicht angegeben.
  16. Climate change and social justice: an evidence review. In: JRF. 11. Februar 2014, abgerufen am 29. Oktober 2021 (englisch).

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